Zu Hadaleichingen edelfrey geboren, wurd‘ ich schon früh mit
einem unserer Nachbarn, ein gut Freund meines Vaters, verheiratet,
wohl um unser beider Familien Bande zu bestärken. Und obwohl
eine politisch Heirath, war ich meinem Manne doch recht zugetan.
Grozs war also dann meyn Schmerz, als mein Gemahl bei einem
töricht Jagdausflug zu Tode kam. Neuerlich Vermählung aus
politisch Gründen nicht in Frage kam, und da auch die Trauer
meyn mir unerträglich schien, so ward beschlossen, dazs ich der
Welt entsagen und den Schleier nehmen sollte. Das Kloster dort am
Tegernsee Trost und Schutz mir bot, und noch während
meines Noviziats ich unterwiesen wurd in der Kunst des Heilens.
Und als im kleinen Orte Loco Leima heilend Hände gar
dringendlich benötigt wurden, da begegnet ich dem Herrn des
Dorfes und der Ländereyen, Siegfried von Loco Leima, ein gar
stattlich Recke und noch unvermählt. Und da mich seyne Minne,
ob meines Habits recht schüchtern vorgetragen und doch tolldreist,
anrührte tief in meynem Innersten und den Gedanken an eyn
Leben im KLoster mir unerträglich werden liesz, und da wir beide
von gleichem Stand, so willigte ich freudig ein, da er alsbald um
meine Hand anhielt.